11. März 2015

Paketdienste unterlaufen Mindestlohn

Das Einfallstor wurde vom Finanzministerium aufgestoßen. Das Einfallstor für den Betrug an Fahrern in der Logistikbranche, die mit dem Mindestlohn wenigstens ein bisschen besser gestellt werden sollten als bisher. Minister Schäuble, der es bei den Griechen immer sehr genau nimmt, hat mithilfe einer Durchführungsverordnung möglich gemacht, dass im Falle eventueller amtlicher Kontrollen nicht die tatsächliche Arbeitszeit von Fahrern dokumentiert werden muss. Statt den Beginn, das Ende und die tatsächliche Dauer des Arbeitstages aufzuzeichnen, muss für die Fahrer nur die (angeblich) geleistete Gesamtstundenzahl pro Tag vermerkt werden. Warum sie z.B. nur acht Stunden arbeiten, obwohl sie doch zwischen 6 Uhr und 18 Uhr unterwegs sind, brauchen die Behörden nicht mehr herauszufinden, falls sie überhaupt jemals zu einer Kontrolle vorbeikommen. Diese kastrierte Aufzeichnungspflicht ist die Fortsetzung der Märchenbücher, die von den Fahrern per Hand geführt werden (müssen), um bei Verkehrskontrollen ihre wahren Arbeitszeiten zu verschleiern.

 

Auf dieser Basis ist der Mindestlohn ein Witz. Wer offiziell acht Stunden arbeitet und dafür 8,50 Euro bekommt, also am Tag 68 Euro, aber tatsächlich 12 Stunden malocht, verdient eben nicht den Mindestlohn, sondern nicht mal 5,70 Euro. So sehen das auch Paketkonzerne. Und fordern ihre abhängigen  Subunternehmer auf, die Fahrer offiziell höchstens 10 Stunden arbeiten zu lassen und ihnen dafür den Mindestlohn zuzusichern. Jede weitere Stunde geht dann sozusagen auf die Kappe der Fahrer und wird nicht mehr vergütet. Eigentlich wie gehabt: Ein Monatslohn von 1.500 Euro brutto brachte bei einer tatsächlichen Arbeitszeit von 250 Stunden einen Stundenlohn von 6 Euro. Ab dem 1.1. 2015 wird “angeordnet”, dass der Fahrer offiziell unter 200 Stunden arbeitet. Durch den Rechentrick landet er dann – auf dem Papier – beim Mindestlohn. In der Wirklichkeit hat sich für ihn nichts geändert: Weder gibts mehr Geld noch muss er weniger arbeiten.

 

Wer selber praktische Erfahrungen macht, die diese Betrügerei bestätigen, den bitten wir um Kontaktaufnahme mit uns. Natürlich freuen wir uns auch über positive Beispiele. Es soll sie auch geben.