Meyer-Werft Papenburg: Betriebsratskündigung als Machtprobe

Ist das ein Marionettenspiel, was gerade auf der Papenburger Meyer-Werft aufgeführt wird? Oder eine Schmierenkomödie? Beides passt nicht recht zum Stil eines Unternehmens, das bei jeder Gelegenheit auf seine 220-jährige Tradition, Moral und Integrität verweist. Bloß: was haben Mobbing und Psychoterror mit Anstand zu tun? Wie vereinbaren sich Diffamierung und üble Nachrede mit Moral? Wie passt der öffentliche Schwur der Geschäftsleitung der Werft, man werde künftig wieder vertrauensvoll mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft zusammenarbeiten zu einem haltlosen Kündigungsversuch des Betriebsratsvorsitzenden?

Auf einer Betriebsversammlung am 14. September gaben Inhaber Meyer und Geschäftsführer Kruse vor über 3.500 Beschäftigten bekannt, man werde sich von Un-Rechtsanwalt Helmut Naujoks trennen. Dass dieser Mann, der mit übler Nachrede, Diffamierungen, Prozesshanselei und Drohungen Betriebsräte und aktive Gewerkschafter aus dem Weg räumen will, und dem ein Gericht attestierte, seine Methoden „seien mit der Rechtsordnung nicht vereinbar“, überhaupt auf der Werft auftauchte, ist peinlich genug. Noch peinlicher allerdings ist, dass auch nach dem hoch und heilig verkündeten Rauswurf von Naujoks an dessen Methoden festgehalten wird.

Denn nur wenige Tage nach ihrem Auftritt vor der Betriebsversammlung erklärte die Geschäftsführung, sie wolle den Betriebsratsvorsitzenden fristlos kündigen. Die Begründung ist typisch Naujoks: konstruiert, bösartig und gemein.

Dem Vernehmen nach soll der BR-Vorsitzende 2011 und 2012 (!!!) junge Beschäftigte für die Gewerkschaft geworben haben. Und zwar mit so viel bösen Blicken und scharfen Worten, dass mindestens ein Mitarbeiter eine seelische Störung davontrug, an der sie oder er noch heute leidet.

Eine verantwortungsvolle Geschäftsführung würde dafür sorgen, dass der behauptete Vorgang, sollte er überhaupt jemals stattgefunden haben und sollten die Mitarbeiter wirklich erst nach mehrjähriger Verspätung den Mut gefunden haben, ihre Seelenpein zu offenbaren, sofort im Beisein des angeblichen „Täters“ geklärt wird. Man setzt sich zusammen, vielleicht im Beisein eines neutralen Dritten, und spricht sich aus.

Warum stattdessen eine Kündigung, die vor Gericht keinen Bestand haben kann? Denn selbst eine stattgefundene „Drohung“, Gewerkschaftsmitglied werden zu sollen, könnte schlimmstenfalls eine Abmahnung nach sich ziehen. Warum also wird mit Kanonen auf nicht vorhandene Spatzen geschossen?

Weil das so immer bei der Naujoks-Methode ist: man wirft mit Dreck, um sein Opfer zu demütigen und hofft sogar, dass irgendetwas von diesem Dreck am Opfer hängen bleibt- egal, ob man sich lächerlich macht, egal, dass man bei Gericht verliert.

Naujoks und ähnliche Anwälte helfen Arbeitgebern dabei, gewählte Betriebsräte zu beseitigen. Das ist ihr Geschäftsmodell, dafür werben sie ganz offen, dafür werden sie mit Stundenhonoraren von 300 und mehr Euro entlohnt. Weil demokratisch gewählte Belegschaftsvertreter vom Gesetz geschützt sind und nicht gekündigt werden können, bleibt nur der Weg, sie zu diffamieren, von der Belegschaft zu isolieren, sie mürbe und krank zu machen und zum Aufgeben zu zwingen. Ein zentrales Mittel dafür sind Abmahnungen und Kündigungen, auch wenn der Arbeitgeber jede einzelne vor Gericht verliert. Aber es geht diesen Anwälten bei ihrer Strategie nicht um das Recht. Es geht ihnen um Zerstörung von Menschen.

Die ist leider in zahlreichen Fällen gelungen. Allerdings ist es auch gelungen, diese Strategie zu stoppen. Wenn nämlich eine Belegschaft erkennt, dass es bei diesem üblen Spiel nicht um diese oder jene angebliche Verfehlung eines Betriebsratsmitglieds geht. Sondern darum, dass eine Geschäftsführung die Interessenvertreter der Belegschaft aus dem Weg räumen will, um ungehemmt die eigenen Unternehmenspläne durchzusetzen.

Im übrigen zahlen viele Arbeitgeber, die sich dieser Dreckschleudern bedienen, am Ende doppelt drauf: mit Hunderttausenden Euro für die Un-Rechtsanwälte und mit einer Belegschaft, die gelernt hat, sich gegen Stinkstiefel aller Art zu wehren. Am Ende ist darüber hinaus der Ruf eines Unternehmens, das sich an diesen Advokaten und ihren Methoden die Hände dreckig gemacht hat, meist erheblich ramponiert.

Bleibt die Frage: ist das der Geschäftsführung klar? Oder zieht jemand anders im Hintergrund die Strippen?