Postcon feuert kämpferischen Betriebsrat

Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung am Dienstag, 13. März, 12 Uhr, Arbeitsgericht Mönchengladbach

 

„Der schlechteste Arbeitgeber den ich jemals hatte“, „Mitarbeiter werden wie eine Weihnachtsgans ausgenommen“, so bewerten Beschäftigte von Postcon Deutschland ihren Arbeitgeber im Internet. Postcon ist eine Tochter der PostNL, die 1989 aus der Privatisierung der staatlichen niederländischen Postgesellschaft hervorgegangen ist. Mit dem Transport von Briefen und Päckchen setzt der Konzern über 3,5 Milliarden Euro im Jahr um. PostNL schluckte zahlreiche kleine private Postzusteller in ganz Europa, darunter 2008 die City Briefservice GmbH in Mönchengladbach, die rund 70 Mitarbeiter-innen beschäftigte. Nun herrsche ein anderer Wind, erklärte die neue Geschäftsleitung auf einer Betriebsversammlung. Die Kolleg-innen befürchteten statt acht, täglich nur noch sechs Stunden arbeiten zu können und weniger Geld zu verdienen.

 

Daraufhin beschlossen einige Kollegen, sich zu organisieren und einen Betriebsrat zu gründen. Prompt kündigte die Geschäftsleitung dem ersten Vorsitzenden des Wahlvorstands und verweigerte sich acht Jahre lang, die Mitarbeiterliste herauszugeben. Der Rechtsstreit um die Wählerliste ging durch alle Instanzen, bis zum Bundesarbeitsgericht, BAG. Daraufhin revidierte das Landesarbeitsgericht Düsseldorf seine Entscheidung zu Gunsten des Arbeitgebers und zwang Postcon, die Wählerliste herauszugeben. Im Sommer 2016 war es endlich so weit. Die Belegschaft in Mönchengladbach wählte ihre Interessenvertretung, Nils H. wurde einstimmig Betriebsratsvorsitzender.

 

Trotz der höchstrichterlichen Entscheidung zweifelte Postcon jedoch weiterhin die Rechtmäßigkeit des Betriebsrats in Mönchengladbach an. Die Christliche Gewerkschaft Post und Telekommunikation (CGPT) sprang dem Arbeitgeber bei und gründete zwei Monate nach der erfolgreichen Wahl in Mönchengladbach einen Betriebsrat, der für die Zusteller in allen Filialen in NRW zuständig sein sollte. Das ließ der Betriebsrat in Mönchengladbach nicht auf sich sitzen und klagte gegen das arbeitgeberfreundliche Gremium in Ratingen.

 

Postcon ließ sich die Behinderung der Mitbestimmung einiges kosten und seine Interessen von namhaften Anwaltskanzleien vertreten, darunter so bekannten Union Bustern wie Ruge + Krömer und CMS Hasch Sigle. Die Geschäftsleitung setzte den Betriebsrat in Mönchengladbach vom ersten Tag an unter Druck. Die jahrelange Zermürbungstaktik blieb auf Dauer nicht ohne Folgen, einzelne Betriebsräte wurden gekauft. Im Februar 2018 setzte das Unternehmen den Betriebsratsvorsitzenden Nils H. vor die Tür, mit der absurden Begründung, er habe einen Brief nicht korrekt zugestellt und geöffnet. Ende letzten Jahres hatte der Betriebsrat Mönchengladbach die Tariffähigkeit der gelben Gewerkschaft CGPT gerichtlich angezweifelt. Anfang März schob Postcon die fristlose Kündigung nach.

 

Für seine langjährige engagierte Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit wurde Nils H. im vergangenen Dezember mit dem Preis „Demokratie im Betrieb“ ausgezeichnet.  “Recht haben ist einfach. Um Recht durchzusetzen braucht es engagierte Menschen”, hieß es in der Laudatio.

 

In Kürze verhandelt das Arbeitsgericht Mönchengladbach wieder in Sachen Postcon-Betriebsrat. Wir rufen zur solidarischen Prozessbeobachtung auf, am Dienstag, 13. März, 12 Uhr, Arbeitsgericht Mönchengladbach, Hohenzollernstrasse 155, Raum C 017.