Bei P-well wird die Pappe feucht

… jetzt ist sie sogar gerissen.

P-well ist eine Firma mit Hauptsitz in Bad Bentheim, nahe der niederländischen Grenze. Wellpappe stellt das Unternehmen her, besser gesagt: 300 Beschäftigte stellen die Pappe her und tun das in fünf Werken, sämtlich ohne Tarifbindung. Das ging lange ohne Gewerkschaft und Betriebsrat vonstatten. Kein Wunder, dass die Löhne undurchschaubar festgelegt wurden, die Jahres-Prämie mal kam und mal nicht, dass z.B. in Bentheim die Duschen fehlen und Überstunden bis hin zur 6 Tagewoche angeordnet werden (wie verdi berichtet).

Aber einige der Beschäftigten haben die Initiative zu einer Betriebsratswahl ergriffen. Und die zuständigen Gewerkschaftssekretäre von verdi waren eingeladen. Als die Sekretäre allerdings in die bereits gut gefüllte Halle kommen, ist die Versammlung schon in vollem Gange und die Stimmung äußerst aggressiv. Die “Idioten” von der Gewerkschaft sollten verschwinden, bekommen sie zu hören. Eine Frau spuckt vor einem der Sekretäre auf den Boden, Geschrei, Gezeter – schließlich führt der Sicherheitsdienst der Firma die beiden wieder vor die Tür.

Nachdem  Verdi klagte, und zwar wegen Behinderung einer Betriebsratswahl, entließ P-well schon mal 5 Beschäftigte, von denen sich die meisten in einem TV-Beitrag auf verdi.de kritisch über die Verhältnisse in ihrem Betrieb geäußert hatten. Auch die Lokalpresse berichtete – inklusive widerstreitender Meinungen.

 

Vor Gericht erstritt verdi schließlich einen Vergleich, der die Betriebsratswahl ermöglichte. Die verdi-Liste errang unter fünf angetretenen Listen fast ein Drittel der Stimmen. Allerdings wurden zwei der gewählten Betriebsräte unmmittelbar nach Auszählung der Stimmen entlassen und vom Sicherheitsdienst der Firma sofort abgeführt. Mit solchen Polizeimethoden gibt die Firma in der Öffentlichkeit und gegenüber ihren Kunden sicherlich kein gutes Bild ab. Bleibt abzuwarten, ob sie mit ihrer Unterdrückungspolitik den neu gewählten Betriebsrat von vornherein zu einem Schoßhündchen formt oder die Kollegen den aufrechten Gang wagen.