Sixt: Betriebsräte unerwünscht

(gk) Ende August hatten sie zur Wahl eines Betriebrates aufgerufen, eine Woche später saßen sie vor der Tür: Eine Mitarbeiterin des Autoverleihers Sixt am Düsseldorfer Flughafen erhielt eine fristlose Kündigung, zwei weitere stellte der Arbeitgeber frei und überreichte ihnen Aufhebungsverträge. Die gekündigte Kollegin habe „in gravierendem Umfang gegen ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verstoßen“, so eine Sixt-Sprecherin gegenüber der Tageszeitung Rheinische Post. Die beiden anderen Mitarbeiterinnen hätten angekündigt, das Unternehmen ohnehin verlassen zu wollen, so die Sprecherin weiter. Die Mitarbeiterinnen bestreiten die Aussagen des Arbeitgebers und auch der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Özay Tarim sieht einen Zusammenhang zwischen dem Vorgehen der Geschäftsführung gegen die Mitarbeiterinnen und der geplanten Betriebsratsgründung.

Es wäre nicht das erste Mal: Schon 2010 entließ eine Rostocker Filiale des Autoverleihers ebenfalls Mitarbeiter, die einen Betriebsrat gründen wollten. Sixt, mit 7000 Mitarbeiter*innen in 110 Ländern einer der großen im internationalen Verleihgeschäft, hat bisher keine einzige Betriebsratsgründung in seinen knapp 500 Filialen in Deutschland zugelassen. Erich Sixt, der formell im Juni die Geschäftsführung an seine Söhne abgegeben hat, aber laut Beobachtern im Hintergrund immer noch wichtige Entscheidungen trifft, hat aus seiner Haltung gegenüber der Mitbestimmung nie einen Hehl gemacht: Mitbestimmung bewirke nichts, sie blockiere nur Entscheidungen, erklärte er 2005 in einem Interview mit dem Handelsblatt und beschwerte sich über Kritiker: „Das ist eines dieser Tabuthemen in der Konsensrepublik Deutschland. Wenn Sie an die Mitbestimmung wollen, werden Sie sofort als Neoliberaler angefeindet.“

Özay Tarim schilderte nach längeren Gesprächen mit den Düsseldorfer Kolleginnen die Vorgänge: Sie hatten vierzig weitere Kolleg*innen der beiden Sixt-Filialen in Düsseldorf für den 21.September zur Wahlversammlung für einen Betriebsrat eingeladen. Dort wollten sie auch die Missstände im Betrieb ansprechen: Regelmäßige Unterbrechung der Pausen und unvergütete Bereitschaftsdienste, wenn kein Einspringen nötig war, die Kolleg*innen aber trotzdem gebunden waren. Mit einer frechen Grafik (siehe Bild) hat ver.di eine Unterstützungkampagne lanciert und will für die Rückkehr der Kolleg*innen streiten. Die Kampagne hat schon erste Erfolge erzielt: Nachdem Stimmen laut wurden, kein Auto mehr bei Sixt zu leihen, hat die Geschäftsführung zumindest die Freistellung der beiden Kolleg*innen zurückgenommen. Gegen die Kündigung werde man dann eben klagen, so Özay Tarim. Und vielleicht wechseln Sixt-Kund*innen auch zu anderen Anbietern, denn bei anderen großen Autoverleihern wie Europcar etwa gebe es Betriebsräte und würden die gesetzlichen Vorschriften nach dem Betriebsverfassungsgesetz respektiert.