16. April 2024

Pattberg GmbH & Co. KG, Hattingen: Der Chef als Rüpel?

Es ist nicht leicht, wenn man einen Chef hat, der ein Rüpel ist. Ob die Beschäftigten bei der Pattberg GmbH in Hattingen so ein Problem haben? Oder sogar zwei?

Langsam. Natürlich sind die Gebrüder Pattberg, Daniel und Sascha, ehrenwerte Männer und immerhin Geschenkband-Hersteller, sorgen für bunte Farben um Deine Geschenke und für frohes Lachen. Sie sind sogar weltweit umtriebige Geschenkband-Hersteller und ihre 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern produzieren so viele Bänder, dass 30 Prozent davon ins Ausland exportiert werden können. Das ist bestimmt ganz lukrativ für die Eigentümer. Von den Löhnen bei Pattberg wollen wir hier nicht reden.

Aber: Können solche Chefs Rüpel sein?

Schwere Frage. Noch schwerer die Antwort. Einfach ist immerhin, dass die Chefs mit der Gewerkschaft so ihre Probleme haben. Der zuständigen IGM-Sekretärin wurde der Zutritt zum Betrieb verboten, sogar die Polizei wurde gerufen, um die Kollegin von ihrem Recht abzuhalten, ihren Mitgliedern bei Pattberg zur Seite zu stehen.

Auch die Art und Weise, wie eine Betriebsrätin Schritt für Schritt, Abmahnung nach Abmahnung und Kündigung nach Kündigung zuerst in die Krankheit getrieben und dann ganz aus dem Betrieb gejagt wurde, ist nicht besonders fein.

Nun ist es eigentlich fast unmöglich, ein Betriebsratsmitglied zu kündigen. Diese Menschen stehen unter dem besonderen Schutz des Gesetzes. Denn sie machen eine harte Arbeit, jedenfalls wenn sie die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen durchsetzen wollen. Höchstens wenn so jemand etwas klaut, dann kann er rausgeworfen werden. Die Betriebsrätin, die nun nicht mehr bei Pattberg ist, berichtete ihren Kolleginnen davon, dass tatsächlich irgend jemand versucht hatte, in ihre Arbeitstasche Geschenkbänder zu stopfen, damit sie des Diebstahls überführt werden konnte. Daraus wurde nichts, die Betriebsrätin entdeckte das ungewollte „Geschenk“ und packte es rechtzeitig wieder aus.

Was sie noch erzählt, kann man kaum glauben. Vielleicht aus Ärger über den geplatzten Coup oder aus sonst welchen Gründen hätte einer der Pattberg-Brüder versucht, sie eine Treppe hinunter zu werfen. Geschrien habe er dabei, sie solle sich nie wieder blicken lassen in seinem Unternehmen. Die Kollegin stellte Strafanzeige und ihre Anwältin erfuhr aus der Akte, dass eben dieser Bruder früher einmal wegen eines tätlichen Übergriffs auf einen Pattberg-Mitarbeiter verurteilt worden war.

Aber Vorsicht! Das heißt ja nichts. Und: im Zweifel für den Angeklagten! Erst recht wenn er ein erfolgreicher Unternehmer ist!

Die Staatsanwaltschaft jedenfalls wollte nicht ermitteln und also blieb dieser eventuell zweite Übergriff des Pattbergers unaufgeklärt und ungesühnt.

Aber nun ist alles gut: Die Kollegin wurde aus dem Unternehmen entfernt. Mit Hilfe der Mehrheit in ihrem Betriebsrat übrigens. Die der Kündigung durch Pattberg zustimmte – worauf der Arbeitsrichter die rhetorische Frage stellte, was das eigentlich für ein Betriebsrat sei, der die Kündigung eines seiner Mitglieder unterstütze.

Egal. Es ist passiert. Jeder kann sich sein Teil denken. Die einen sind froh. Andere haben Angst im Betrieb, viele Kolleginnen, so ist zu hören, trauen sich nicht, auch nur ein einziges, winziges kritisches Wort zu sagen.

Und bunt flattern die Bänder. Ostern ist vorbei. Geschenkezeit ist trotzdem immer!

Einen Tritt hat Pattberg der ehemaligen Betriebsrätin noch hinterhergeschickt: die Firma hat die Kollegin angezeigt, sie hätte unerlaubt Pausen gemacht. Und wollte deshalb von ihr nachträglich 1.500 Euro haben.

In diesem Fall ist die Staatsanwaltschaft sehr zu loben. Sie hörte die Kollegin an, danach stellte sie die Ermittlungen ein. Wegen falscher Verdächtigung.

Aber die Gebrüder Pattberg, wir sagten das schon, sind ehrenwerte Leute.